11
Jan
2007

das leben

dieses telefonat geht mir nicht aus dem kopf.
es war gestern früh, kurz nach sechs und die nachtschicht fast geschafft. ich musste nur noch in der küche die brotzeiten für die kinder vorbereiten - dann konnte ich endlich nach hause - unter die dusche und ins bett.

als ich an der geöffneten gruppentür vorbei ging, hörte ich sie leise telefonieren. das war um diese uhrzeit ungewöhlich, es gab viel zu tun und bald würde der schulbus kommen. ihre stimme klang anders als sonst, sie weinte. ich wollte auf keinen fall den eindruck erwecken zu lauschen, doch musste ich noch diese arbeit erledigen.

sie bemerkte wohl, dass ich im nachbarzimmer war und wurde stiller. wortfetzen wie "ein gespräch habe ich mir wenigstens verdient..." und "werfe bitte jetzt nicht alles weg..." drangen zu mir. noch heute beim schreiben läuft es mir kalt über den rücken und es war eigentlich fast klar, um was es da am frühen morgen ging.


wir sind schon seit einigen jahren kolleginnen und verstehen uns gut. meist sprechen wir nur dienstliches miteinander, ganz selten über private dinge. ich weiß nicht ob sie freunde hat, doch ihre familie wohnt viele kilometer entfernt.

diese situation gestern, war traurig... etwas so nah mitzuerleben - doch zu fremd zu sein, um auf sie zu zugehen.


am abend habe ich mir auf arbeit ihre private telefonnummer geben lassen.
ich bin noch unsicher, ob ich sie anrufen soll...

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bauchtanzmaus - 11. Jan, 14:02

Hmmm, das sind so die Fragen des Lebens. Was sagt dein Herz?
LG
Petra

punctum - 11. Jan, 14:27

ach,

ruf sie doch einfach an. ein nettes wort, eine kleine geste oder einfach da zu sein, kann schon sehr hilfreich sein.

saintphalle - 11. Jan, 17:47

Wenn ihr nie privat miteinander sprecht, ist ein Anruf vielleicht etwas aufdringlich. Ich würde sie zunächst in einem ruhigen Moment während der Arbeit ansprechen. Immerhin hat sie ja auch gemerkt, dass du etwas mitbekommen hast.

lieblingsbank (Gast) - 12. Jan, 06:39

vertraue ihr. wenn sie deine hilfe braucht, kommt sie auf dich zu. sei nur da.

buchfinders ausnahme - 12. Jan, 08:12

Hallo fata...

ich weiß, dass es immer schwer ist, menschliche Schläge hinzunehmen und um einen solchen handelt es hier sicher.
Wenn überhaupt, dann würde ich sie in einer stillen Minute auf Arbeit ansprechen. Aber das geht nur, wenn eine gewisse "Zuneigung" (ist vielleicht zuviel gesagt) besteht.
Gruß
Buchfinder

Nichtmädchen - 12. Jan, 09:12

solche situationen kenne ich, selten fühlt man sich so hilflos. denn auch bei menschen, die einem nahe stehen, ist es schwer zu trösten. bei jemandem, den man privat kaum kennt, ist es noch viel schwerer (oder manchmal sogar unmöglich?)

elsa_fin - 12. Jan, 11:01

Zeig ihr doch einfach ...

dass du da bist (wenn sie es möchte) und denk nicht soviel darüber nach, was denn nun richtig wäre. Ich habe nach dem Lesen Deines Beitrages ein Gespräch mit einer meiner Kolleginnen begonnen und siehe da - Sie ist mir ein sehr angenehmer Mensch.

fata morgana - 12. Jan, 15:57

heute mittag hab ich bei ihr angerufen

vielen dank für eure kommentare. ich habe mich gefreut, die meinungen von euch zu lesen.
all diese gedanken, die ihr aufgeschrieben habt, sind mir auch durch den kopf gegangen - alle "für und wider"...

sie in den nächsten tagen während der arbeit darauf ansprechen - ja, das hätte ich unter anderen umständen auch gemacht. doch da ich nur nachts arbeite und der tagdienst viele unterschiedliche dienstzeiten hat, kann es evtl. länger dauern, bis wir uns auf arbeit wieder einmal sehen.

vielleicht habe ich mir wirklich zu viele gedanken gemacht - ob, oder ob ich nicht nach ihr frage.

doch jeder von uns und das sieht man auch an den verschiedenen meinungen, geht von sich selbst aus: wäre ich froh darüber, wenn jemand aus meinem umfeld nach mir fragt - daran interessiert ist, wie es mir geht und mir vielleicht anbietet, für mich da zu sein...?

und - es gibt auch verschlossene, in sich gekehrte menschen - die sich aber trotzdem sehnlichst wünschen jemand würde ihr leid bemerken und sich ihnen zuwenden. die es aber niemals nach außen zeigen würden...


letztendlich habe ich auf mein bauchgefühl gehört und überlegt, was ich mir selbst wünschen würde...

vor knapp sieben jahren hatte mein vater einen sehr schlimmen unfall. ich bin nachts fünfhundert kilometer heimgefahren, um ihn im krankenhaus zu besuchen und hatte angst, zu spät zu kommen. nächsten tag zurück, weil ich zur nachtschicht musste und niemanden so kurzfristig zum tauschen gefunden hatte. ich kam abends auf arbeit und konnte vor tränen kaum aus den augen schauen... meine kolleginnen waren mir alle noch fremd, ich hatte diese stelle erst seit kurzer zeit.
und da kam k. ganz unverhofft auf mich zu, hielt mich ganz fest und war einfach da. das liegt mir noch so gut im gedächtnis, ich war ihr so unendlich dankbar für diese geste. von diesem augenblick an, hat sich zwischen uns eine feste freundschaft entwickelt.


und die kollegin heute - hat sich über meinen anruf gefreut - wir haben fast eine halbe stunde geredet. und ich glaube, wir hatten beide hinterher ein gutes gefühl :-)

punctum - 13. Jan, 00:08

ja,

das hast du wirklich gut gemacht. mir geht es auch so, dass ich mich manchmal über zuspruch von völlig unerwarteter seite sehr freue. es ist so etwas mit-menschliches, das das herz wärmt. und das kann schon sehr hilfreich sein. man fühlt sich nicht gar so allein. ganz lieben gruß an dich.
iaago - 13. Jan, 11:55

es ist wie eine fata morgana, die da am himmel in erscheinung tritt, aber sie könnte wirklichkeit werden und den himmel auf erden bedeuten, wenn sich alle so um ihre nächsten kümmern würden wie unsere fata morgana, bravo!
:-) lgi
Iggy - 13. Jan, 15:23

ich find es auch toll von dir!

ich selber hätte vielleicht angst, mich aufzudrängen - oder ich hätte die befürchtung, meine anteilnahme
könnte als neugier verstanden werden. aber das ist eigentlich quatsch.
genau: quatsch!
liebe grüße iggy
fata morgana - 14. Jan, 17:06

danke, ihr drei...

mir ist auf jeden fall wieder einmal klar geworden, man macht es bei solchen "zwischenmenschlichen dingen" manchmal komplizierter, als es ist.

mit etwas gespür das wohl jeder von uns besitzt, merkt man eigentlich ziemlich bald, ob so ein gespräch dem anderen recht ist, oder nicht.
sie hat sich gefreut, über den anruf von mir und wir hätten es bei ein paar belanglosen sätzen und der versicherung ihrerseits "es geht mir gut" belassen können. oder aber, und so war es bei uns - einfach reden.
paulchen - 31. Jan, 00:12

Schön, dass Du angerufen hast. :)

Liebe Grüße vom Paulchen, die Dich mal drückt.
fata morgana - 31. Jan, 20:10

liebes paulchen,
wie schön, dich hier zu lesen und deinen neuen blog hab ich auch schon entdeckt.

viele grüße auch an dich und danke fürs drücken :-)
paulchen - 31. Jan, 22:21

Ach irgendwie hab ich festgestellt, wenn meine Abos nicht so rotieren, dann finde ich Euch viel schneller. :) Was ja auch eigentlich logisch ist. ;)
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